Eigentümer müssen die Zwischennnutzung als Chance verstehen

Dr. Dieter Langen Liegenschaften

  • Immobilienunternehmen in der 4. Generation
  • zirka 25 Mitarbeitende
  • Firmensitz an der Pescher Straße 237

Kontakt

DLL Dr. Dieter Langen Liegenschaften
Pescher Straße 237
41065 Mönchengladbach

www.langen-immo.de

Geförderte Zwischennutzungen

Immobilieneigentümer Dr. Dieter Langen im Kurzinterview

Herr Dr. Langen, bitte stellen Sie uns sich und Ihr Unternehmen vor

Wir sind eine alt eingesessene Mönchengladbacher Unternehmerfamilie mit starken Wurzeln in der Textilindustrie. Seit 1962 und der Stilllegung/Liquidation unserer Baumwollspinnerei beschäftigen wir uns ausschließlich mit Immobilien, hier sind wir ein namhafter Bestandshalter in der Stadt Mönchengladbach und der Region linker unterer Niederrhein, mit eigener kaufmännischer und technischer Verwaltung und Vermietung. In aller Regel erwerben wir Objekte, um sie dann im Bestand zu halten und bei Bedarf zu modernisieren und weiter zu entwickeln. Der Schwerpunkt liegt im Wohnungsbau, aber auch im Gewerbebau. Als Unternehmer in der 4. Generation führe ich die DLL (Dr. Dieter Langen Liegenschaften) seit ca. 10 Jahren alleine, davor war ich mehr als 20 Jahre in der Unternehmensberatungsbranche tätig. Die DLL beschäftigt heute ca. 25 Mitarbeiter/-innen, davon 15 Vollzeitkräfte, mit mir zusammen sitzen 5 Kaufleute und Architekten in der Zentrale auf der Pescher Straße 237. Die gewerblichen Mitarbeiter sind täglich auf unseren Baustellen im Bereich Sanierung, Renovierung und Hausmeistertätigkeiten unterwegs.

 

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Immobilienbranche in der Region?

Vor der Corona-Krise zeigte die Region eine sehr dynamische Entwicklung, insbesondere auch in der Stadt Mönchengladbach, in eigentlich allen Bereichen: Vermietung Wohnen und Gewerbe, Kauf und Verkauf von Immobilien und der Entwicklung von neuen Wohn- und Gewerbeobjekten. In und nach der Corona-Krise wird die Frage sein, wie und wie schnell sich die bereits in Teilen einbrechende Immobilienkonjunktur wieder erholen kann. Derzeit werden bereits begonnene Projekte und Deals noch durchgeführt und beendet, wenn z.T. auch mit Verzögerungen, aber bei neuen, noch nicht begonnenen Projekten und Käufen, sowie im Bereich der gewerblichen Vermietungen bremst auch die Immobilienwirtschaft in dieser Stadt derzeit stark ab.

 

Wie erleben Sie allgemein die Entwicklung von Zwischennutzung in unserer Stadt?

Die Schauzeit (als wiederkehrendes, temporäres Projekt) und die Homepage Provisorium waren und sind über die Jahre, auch in diesem Jahr wieder, ein guter Erfolg, auch medial gut aufbereitet und unterstützt. Man darf keine Wunderdinge erwarten und muss Geduld haben, aber diese wird, bei einer Vermietung mit Augenmaß, in der Regel belohnt. Zwischennutzungen finde ich in allen gewerblichen Objekten gut, insbesondere dort, wo Ladenlokale länger leer stehen und man nicht sofort die passenden Mieter findet oder auch dort, wo die Objekte umgebaut, saniert oder sogar abgerissen werden sollen.

 

Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen in Bezug auf Zwischennutzung?

Unsere Erfahrungen sind grundsätzlich und überwiegend gut. Wir hatten schon einige gute und teilweise bekannte Zwischen-Mieter in Mönchengladbach-Rheydt, wie z.B. die Schokoschurken oder aktuell Morphosa Home, in der Limitenstraße 56-58. Die meiste und längste Erfahrung haben wir aber in der Zusammenarbeit mit sozialen, kulturellen Einrichtungen und Vereinen in MG und MG-Rheydt Innenstadt gemacht, die häufig bei uns ein (langjähriges) Zuhause gefunden haben und Multiplikatoren der Entwicklung wurden. In jüngster Zeit konnten wir zudem gute Erfahrungen auch mit temporärem Einzelhandel (länger als 18 Monate) und Pop-up Stores erzielen, hierbei in der Viersener Innenstadt.

 

Was bedeutet Zwischennutzung für die Stadtentwicklung?

Das Konzept der Zwischennutzung lässt es zu, dass neue Geschäftsideen und Locations zum Wohle beider Seiten mit begrenztem Risiko ausprobiert werden können. Als Unternehmer weiß ich nur zu gut, wie schwer der Anfang manchmal sein kann und dann ist eine anfängliche Zwischennutzung einfach ein gutes Modell, die dann ja in einer langfristigen Nutzung münden kann. Für die Stadtentwicklung bedeutet dies weniger Leerstand und mehr innovative Vielfalt und Attraktivität, und beweist im kommunalen Wettstreit eine Offenheit für neue, innovative Konzepte.

 

Was würden Sie anderen Eigentümern raten?

Trauen Sie sich und vertrauen Sie. Trauen Sie sich den Sprung ins kalte Wasser mit einem neuen Mieter zu wagen, ohne sofort die Dollar-Zeichen in den Augen zu haben. Lieber ein Mieter zur Zwischennutzung zu einem temporär niedrigeren Mietpreis als ein langer Flächen-Leerstand, d.h. besser der Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Wählen Sie aber den Partner sorgsam aus, vertrauen Sie aber auch auf dessen Innovationskraft und Überlebens-/Selbstbehauptungswillen, es wird Ihnen zurückgezahlt. Zudem: jede Erfahrung ist wertvoll, wenn nicht mit diesem Mieter, dann mit dem Nächsten.

 

Wie wird in Ihren Augen das externe Angebot und auch die Umsetzung von Zwischennutzung, also neuen Möglichkeitsräumen, wahrgenommen?

Insgesamt: noch viel zu selten. Zu viele Ängste auf beiden Seiten, zu wenig Unternehmertum und Mut, zu viel Wunsch nach Kontrolle und beweisbarer Belastbarkeit von Geschäftsmodellen, neben der erforderlichen Analytik zu wenig Menschenkenntnis und Bauchgefühl und Motivation das Modell zum Erfolg zu führen. Und auch: zu viel Bürokratie seitens der einzuschaltenden Genehmigungsbehörden, aber auch sehr viel Naivität seitens der Start-ups. Win-win braucht zwei starke, faire und bereitwillige Partner – nichts anderes ist das Modell der Zwischennutzung.

 

Das Gespräch führten Barbara Schwinges und Marius Müller